Zweifelsohne eines der entscheidenden Kriterien für den Erfolg des PC war seine Erweiterbarkeit. Während andere Systeme an dieser Stelle gewissermaßen beschränkt waren, konnte man bei diesem System nahezu alles Erdenkliche ohne große Umwege nachrüsten.
So kam es denn auch, daß einige Anbieter Steckkarten zur Erweiterung der Soundmöglichkeiten anboten. Während einige damit praktisch erfolglos waren (z.B. SSI 2001 mit SID 6581, welcher aus dem C64 (!) stammte, oder Covox mit der Sound Master), hatte eine Firma des Erfolges deutlich mehr: AdLib. Der Firmenname "Ad Lib" stammt übrigens aus dem lateinischen und ist eine Abkürzung für "ad libitum" - "nach Belieben".
Da andere Systeme im Sound mehr oder minder wie die Vielzahl zusammengeschalteter PC-Speaker klangen, griff AdLib auf den Yamaha YM3812, heute gemeinhin als OPL2 bekannt, zurück. Dieser Chip, ursprünglich eingesetzt in Low-end-Keyboards, kann in verschiedenen Modi 6 Stimmen (+5 Schlaginstrumente) bzw. 9 Stimmen abspielen. Vor allem aber konnte der Nutzer durch eine Vielzahl von Möglichkeiten den Klang seines Instruments selbst beeinflussen. Während dies eigentlich dazu gedacht war, echte Instrumente nachzubilden, kreierte man doch einen ganz eigenen Sound, der je nach Kreativität des Anwenders manchmal wirklich als eigenständig überzeugen konnte.
Die Kehrseite der Medaille wiederum war, daß es auch einigen Aufwand kostete, Instrumente auf dieser Karte wirklich gut klingen zu lassen - so nutzte die Masse der Spiele die Fähigkeiten dieser Karte dennoch nur sehr oberflächlich, sodaß der Ton oft sehr "käsig" rüberkam.
Ohne Frage hatte aber AdLib mit dieser Karte einen Massenmarkt losgetreten, und auch praktisch alle neueren DOS-basierten Spiele unterstützten noch diese Karte. Doch leider hat AdLib viel zu spät an die Möglichkeit der Ausgabe von digitalisierten Samples gedacht, und das sollte ihnen nicht wenig später zum Verhängnis werden...
Basierend auf dem OPL2 konnte die Karte per Frequenzmodulation (FM) entweder 9 Tonkanäle, oder aber 6 Tonkanäle und 5 Schlaginstrumente (Bass Drum, Hihat, Tom Tom, Snare Drum, Top Cymbal) gleichzeitig abspielen. Aufgabe dieses Chips war es, echte Instrumente nachzubilden, was aber aufgrund der lediglich 2 Frequenzgeneratoren nur schlecht möglich war.
Weiterhin konnte man die erhaltene Frequenz in eine recht simple Hüllkurve legen, um die Dynamik eines echten Instrumentes (Attack/Sustain/Decay/Release) nachzuahmen.
Interessant ist es auch zu wissen, daß später einige Software (speziell Tools für die MOD-Wiedergabe, aber auch einige Spiele) bei der AdLib ganz ähnliche Tricks wie beim PC Speaker anwandte, und so tatsächlich eine qualitativ relativ ansprechende Sample-Wiedergabe entstand.
Die Karte gebraucht kaufen
Die AdLib-Karte ist ein Sammlerstück geworden, und daher nur schwer erhältlich, und wenn, dann zu hohen Preisen. Wenn Du wirklich eine haben willst, dann hol' sie Dir - ansonsten besorge Dir lieber eine kompatible Karte mit original-Yamaha-Chip. Es gibt zwei bekannte Versionen: Die Urversion mit 5mm-Kopfhöhreranschluss und die spätere Variante mit 3,5mm Klinke. Beide sollten gleich gut klingen und funktionieren.
Diese Karte entstand aus einem Joint-Venture zwischen IBM und Yamaha. Nicht ganz unschuldig an ihrem Erscheinen dürfte wohl Dave Contois sein. Während er zu diesem Zeitpunkt bei Yamaha arbeitete, war sein Vater schon seit mehreren Jahren Angestellter bei IBM, und so kam es dann wohl zur Kooperation zwischen den beiden Firmen...
Die Karte selbst war im Prinzip eine PC-Version des externen MIDI-Moduls Yamaha FB-01. Und so mag es denn auch nicht verwundern, daß sie deren Fähigkeiten mitnahm: 8 FM-Stimmen (Stereo-pannable), welche mit 4 Operatoren arbeiteten (die AdLib hatte derer nur 2!), und eine große Auswahl von mehr als 300 vordefinierten Instrumenten. Interessant war die Möglichkeit, zwei dieser Karten in einem System zusammenzustecken, und so 16 Stimmen zu haben.
Man möchte meinen, hier nur eine aufgeblasene Version der AdLib vor sich zu haben, aber diese Karte war im Gegensatz zu jener eher als MIDI-Modul gedacht, denn als simple PC-Soundkarte, und besaß daher auch ein MPU-401 kompatibles Interface. Was sie jedoch damals besser als andere MIDI-basierte Instrumente machte, war die Fähigkeit, Instrumente sehr fein abgestuft zu verstimmen.
Externe MIDI Box
Sierra gehörte zu den Firmen, die die Karte am besten unterstützten. Nicht weiter verwunderlich, schließlich war IBM Sierras Existenzgrundlage, nahm man sie doch 1983 in Vertrag, um das erste "Next Generation" Spiel für ihren demnächst erscheinenden PCJr zu kreieren.
Nach dem großen Erfolg von King's Quest war Sierra also IBM sehr zugetan, und so unterstützte man schnell die IBM MFC samt der Farbmöglichkeiten der MCGA-Grafikkarten.
Der Grund jedoch, warum diese Karte nicht allzu erfolgreich war, ging in eine ganz andere Richtung. Sie kostete $600 - und war mehr an professionelle Musiker denn an Gamer gerichtet (Sierra und Microprose waren zwei der nur 3 Firmen, die sie unterstützten).
Da sie zudem keinen integrierten Echo-Effekt hatte, meinten viele Leute, daß sie deutlich schlechter als eine LAPC-1 klingen würde.
(Informationen und Samples freundlicherweise von Jim Leonard zur Verfügung gestellt)
Falls Du gedacht hast, dass die AdLib-Karte schwer zu bekommen sei - die IBM MFC ist eine Rarität! Sie ist schwer aufzufinden und wenn, dann für sehr hohe Preise - oft auch nur in den USA. Wenn Du eine findest, hast Du viel Glück gehabt! Aber Achtung: Sie wird nur von einer Handvoll Spielen unterstützt.